Warning: Undefined array key "qreplyview" in /var/www/vhosts/h205727.web39.alfahosting-server.de/html/forum/quickreply.php on line 37 Zöbinger | Shortnews | Russland dreht Gashahn zu
Russland stoppt Lieferungen nach Europa
Russland hat seine Gaslieferungen an Europa gestoppt oder stark eingeschränkt. Nach Österreich kommen laut OMV seit Dienstag früh nur mehr zehn Prozent der normalen Mengen an russischem Gas. Die Versorgung sei unter den derzeitigen Bedingungen dennoch gesichert. Der Ausfall an russischem Gas werde über Speicher kompensiert, die bestehenden Gasreserven sind bereits angezapft. Die OMV ist mit der russischen Gazprom-Gruppe in Dauerkontakt. In Wien tagt ein Krisenstab in der Regulierungsbehörde E-Control. Man werde die Lage analysieren und verfolgen, ob sie noch ernster werden kann. Bereits zuvor haben Bulgarien, Kroatien, Griechenland, Mazedonien und die Türkei erklärt, sie seien von den russischen Gaslieferungen abgeschnitten.
Bereits in der Nacht sei der OMV von russischer Seite eine Reduktion der Gaslieferungen um 30 bis 40 Prozent für den heutigen Dreikönigstag angekündigt worden, teilte der österreichische Konzern heute früh mit. In den frühen Morgenstunden sei es allerdings zu weiteren Lieferreduktionen gekommen: Derzeit würden lediglich rund 10 Prozent russisches Gas an Baumgarten geliefert.
Versorgung in Österreich gewährleistet
Trotz der aktuell aufgetretenen signifikanten Einschränkung russischer Erdgaslieferungen sei, so betonte die OMV, eine Versorgung der Kunden unter den derzeitigen Bedingungen (Verbrauch, Wetter) bis auf weiteres gewährleistet. OMV und EconGas seien in permanentem Kontakt mit den zuständigen Stellen von Gazprom/Gazpromexport. Die E-Control hat am frühen Vormittag ebenfalls betont, dass die Versorgung trotz der Importeinschränkung gewährleistet sei.
Die OMV Tochter EconGas habe derzeit ca. 1,7 Milliarden Kubikmeter Erdgas eingelagert. Um die Versorgungssicherheit weiterhin aufrechtzuerhalten, werde bereits Gas aus den Speichern ins österreichische Leitungssystem eingespeist. Das heißt, der aktuelle Ausfall von rund 90 Prozent an russischem Erdgas werde zur Gänze über die Speicher kompensiert, so die OMV.
Werner Auli, Vorstand der OMV für Gas & Power, ist mit seinen Leuten im laufenden Informationsaustausch mit den Partnern bei Gazprom/Gazpromexport. "Wir sind auch auf diese Situation entsprechend vorbereitet und haben daher zeitgerecht mit dem Zuschalten von Kapazitäten aus den Erdgasspeichern reagiert. Damit ist die Versorgungssituation bis auf weiteres sichergestellt."
Der Österreichische Erdgasverbrauch liegt bei rund 8 Milliarden Kubikmeter pro Jahr. 51 Prozent der Erdgasaufbringung Österreichs stammen aus Russland, 31 Prozent aus Norwegen und anderen Staaten, und etwa 18 Prozent stammen aus österreichischer Gasförderung. Die OMV deckt mit ihrer österreichischen Gasförderung von 1,31 Milliarden m3 pro Jahr 16 Prozent des heimischen Erdgasbedarfs ab.
Mitterlehner beruft Energielenkungsbeirat ein
Indes hat Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) für Mittwochmittag den "Energielenkungsbeirat" zusammengetrommelt. Am Dienstagnachmittag wird der Minister noch einmal mit der OMV und E-Control zusammentreffen. Der "Energielenkungsbeirat" steht unter Vorsitz des Wirtschaftsministers, der gesetzlich dazu verpflichtet ist, zur Konsultation zu laden, wenn Versorgungsengpässe drohen. Private Haushalte wurden heute vom Ministerium vorweg beruhigt: Die Grundversorgung für Haushalte mit Gas sei über drei Monate sowieso garantiert.
In der Expertensitzung am Mittwoch geht es zunächst um den Spitzenbedarf der Industrie. Dazu laufen Erhebungen. Von der E-Control wird dazu ein erster Bericht erwartet. Der Minister kann auf Basis der Beratungen eine Verordnung mit weiterführenden Maßnahmen erlassen. Dazu sieht man gegenwärtig aber noch keinen Anlass, heißt es. Dem mehr als 30-köpfigen Gremium im Energielenkungsbeirat gehören neben Vertretern von Ministerien (Wirtschafts-, Infrastruktur-, Finanz-, Landwirtschafts-, Außenministerium) und Bundeskanzleramt die Sozialpartner, Ländervertreter, Regulierungsbehörde und Spitzenvertreter der Erdöl- und Gaswirtschaft an.
Österreich hat über die eigene Lage die tschechische EU-Ratspräsidentschaft informiert, die heute in Moskau mit Gazprom-Vertretern zusammentrifft.
Moskau wirft Ukraine "Gas-Diebstahl" vor
Russland hat bestätigt, seine Gaslieferungen in die Ukraine und nach Westeuropa verringert zu haben. Der Monopolist Gazprom habe die Versorgung - wie angekündigt - um 65,3 Millionen Kubikmeter Gas gedrosselt, meldete die Agentur Interfax am Dienstag unter Berufung auf das Unternehmen. Es gehe um die Menge, die die Ukraine in den vergangenen Tagen illegal aus Transitleitungen abgezapft habe.
Die russischen Erdgaslieferungen nach Europa über die Ukraine sind nach Angaben von Gazprom auf ein Siebentel des üblichen Volumens gesunken. Die Ukraine habe in der vergangenen Nacht eigenmächtig drei oder vier Exportpipelines geschlossen, erklärte der Vizechef des russischen Monopolisten, Alexander Medwedew, am Dienstag. Europa sollte erwägen, rechtliche Schritte gegen die Ukraine einzuleiten.
Der russische Gasriese Gazprom habe die Versorgung für Europa über Leitungen in der Ukraine auf rund ein Drittel des Normalniveaus gesenkt, teilte der ukrainische Staatskonzern Naftogaz am Dienstag mit. "Das bedeutet, dass Europa in einigen Stunden Probleme mit der Gasversorgung haben wird", sagte ein Sprecher.
Bulgarien will Atomreaktoren hochfahren
Bulgariens Wirtschaftsministerium erklärte, sämtliche russischen Lieferungen über die Ukraine nach Bulgarien, Kroatien, Griechenland, Mazedonien und in die Türkei seien gestoppt worden. "Wir sind in einer Krisensituation", hieß es. Der bulgarische Präsident Georgi Parwanow schlug Schritte für eine sofortige Inbetriebnahme der nach EU-Abkommen stillgelegten Kernkraftwerksreaktoren 3 und 4 in Kozloduj vor.
Nach den Worten des Präsidenten könnten die Meiler aufgrund der kritischen Lage im Sinne des Paragrafen 36 des bulgarischen EU-Beitrittsvertrags wieder in Betrieb genommen werden. Parwanow meinte am Dienstag bei einer traditionellen Militärparade, zuerst könnte der 3. Meiler innerhalb eines Monats eingeschaltet werden. Bis dahin hoffe er aber, dass die Krise abklingt.
EU: "Diese Situation ist total inakzeptabel"
Die EU hat die drastische Drosselung von Gas-Lieferungen von Russland an Westeuropa über die die Ukraine als "inakzeptabel" verurteilt. "Ohne vorherige Warnung und in klarem Widerspruch zu den Versicherungen, die von höchsten russischen und ukrainischen Regierungsstellen gegeben wurden, sind die Gaslieferungen an einige EU-Mitgliedstaaten deutlich gekürzt worden. Diese Situation ist total inakzeptabel", heißt es in einer Erklärung der tschechischen EU-Ratspräsidentschaft und der EU-Kommission vom Dienstag.
Die Gaslieferungen an die EU müssten "unverzüglich" wieder aufgenommen werden, fordern die Ratspräsidentschaft und die Kommission. Beide Konfliktparteien - Russland und die Ukraine sollten sofort wieder die Verhandlungen aufnehmen, um ihren bilateralen Handelsstreit definitiv zu regeln. Sowohl der tschechische EU-Vorsitz als auch die EU-Kommission würden den Dialog mit beiden Seiten "intensivieren", damit rasch eine Vereinbarung gefunden werden könne, heißt es in der Erklärung.
Im zuletzt eskalierten Gasstreit hat nach Russland auch die Ukraine einem Abkommen mit der EU über die zukünftige Kontrolle der Transitlieferungen in Richtung Westen zugestimmt. Wenige Stunden nach der russischen Regierung unterzeichnete am frühen Sonntagmorgen in Kiew auch die Ukraine eine Vereinbarung über die Transitkontrolle, wie die Agentur Interfax mitteilte. Die Ukraine habe alle Bedingungen erfüllt, damit Russland seine am Mittwoch vollständig unterbrochenen Lieferungen wieder aufnehmen könne. Das sagte der amtierende EU-Ratspräsident, Tschechiens Regierungschef, Mirek Topolanek, nach Verhandlungen mit seiner ukrainischen Amtskollegin Julia Timoschenko.
"Das Gas dürfte wieder fließen, wenn alle Beobachter auf ihren Plätzen sind. Das müsste im Verlauf der nächsten 36 Stunden der Fall sein", sagte Topolanek in Kiew gegen Mitternacht (MEZ). Die genannte Frist endet Montagmittag. Nach Schätzungen der Brüsseler EU-Kommission benötigt das Gas aus Russland gut drei Tage, um bei den europäischen Verbrauchern anzukommen. Die ukrainische Regierung betonte in der Nacht aber auch, es seien einige "technische Fragen" mit Russland zu klären. So hatte die Ukraine zuvor kritisiert, die Kontrolle ihrer Gasspeicher durch russische Vertreter gefährde die Energie-Souveränität des Landes.
Putin dreht Gashahn wieder auf
Russlands Regierungschef Wladimir Putin hatte bei Verhandlungen mit der EU-Delegation um Topolanek am Samstag als Bedingung für die Wiederaufnahme der Transitlieferungen durch die Ukraine genannt, dass die internationalen Kontrolleure entlang der Trasse vollständig einsatzbereit sein müssten. Die Kontrollmission könne erst offiziell beginnen, wenn die internationalen Experten die Abzweigungen der Gaspipeline an allen Grenzen der Ukraine zu den EU-Staaten überprüften, teilte Putin mit. Auch in Russland selbst soll kontrolliert werden. In beiden Ländern trafen bereits erste Gas-Experten aus der EU ein.
Russland wirft der Ukraine seit langem vor, für die EU bestimmtes Gas aus den Leitungen zu entwenden, was Kiew bestreitet. Seit einigen Tagen versorgt Gazprom den Westen verstärkt über die nördliche Route durch Weißrussland und Polen nach Deutschland.
Gazprom zeigt "Geste des guten Willens"
Der staatliche russische Energieversorger Gazprom hatte noch am Samstagabend "als Geste des guten Willens" die Einleitung einer "minimalen Menge" von Gas in die Versorgungsleitung durch die Ukraine angekündigt. Das Gas soll nach Gazprom-Angaben helfen, die Energie-Krise in der besonders betroffenen Balkan-Region zu entschärfen. Wenn die Ukraine das Gas nicht wie in der Vergangenheit "stehle", könne das Volumen deutlich gesteigert werden, sagte Gazprom-Chef Alexej Miller bei einem Treffen mit europäischen Energieversorgern in Moskau.