Spider
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Rettung der Kumpel in Chile begeistert die ganze Welt |
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Die Welt jubelt mit Chile: Die Bergungsaktion der 33 eingeschlossenen Minenarbeiter, die in der Nacht auf Mittwoch begann, lauft reibungslos. Tausende Menschen haben sich vor der Mine San Jose in der Atacama-Wüste versammelt, um die Bergleute nach 69 Tagen in ihrem steinernen Gefängnis zu empfangen. Und Millionen auf der ganzen Welt jubeln via Internet und Fernsehen mit Chile mit. Sogar die Feindschaft mit dem Nachbar Bolivien war in dem südamerikanischen Land am Mittwoch vergessen.
Rauf - Jubel - runter - Jubel: Seit Mittwoch früh zählt die Welt den Countdown bei der Rettungsaktion in Chiles San- Jose- Mine mit. Bis 23 Uhr abends unserer Zeit waren bereits 24 der insgesamt 33 verschütteten Bergleute wieder sicher auf der Erdoberfläche. Der Mittfünfziger Jose Henriquez Gonzalez entstieg um 17.59 Uhr Ortszeit (22.59 Uhr MESZ) als 24. der schmalen Rettungskapsel. Er ist seit 33 Jahren verheiratet, arbeitete 33 Jahre in der Mine und ist einer von 33 Eingeschlossenen. Auch er wurde am Ausgang des über 600 Meter langen Rettungsschachtes von Angehörigen und Chiles Präsident Sebastian Pinera begrüßt, der seit mehr als 24 Stunden am Bohrloch ausharrt. Es wird damit gerechnet, dass die spektakuläre Aktion noch vor Mitternacht (Ortszeit) beendet werden kann und damit in nur einem Tag durchgezogen wurde.
Grüße aus aller Welt - sogar vom Papst
Bei den Bergleuten trudelten am Mittwoch Grußbotschaften aus der ganzen Welt ein, Dutzende Staatsoberhäupter und Premierminister übermittelten ihre Glückwünsche. Gefreut haben durften sich die tiefgläubige Chilenen vor allem über die Worte von Papst Benedikt XVI. "Ich empfehle die Bergleute, die in der Atacama- Region in Chile verschüttet sind, weiterhin mit Hoffnung der Güte Gottes", sagte das katholische Kirchenoberhaupt in Rom.
US- Präsident Barack Obama wünschte den Arbeitern in einer Videobotschaft Glück. EU- Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso erklärte in einem Schreiben: "Die Kameradschaft und die Widerstandskraft der Bergleute, die Planung und Effizienz der Rettungsaktion und die Solidarität aller haben der Welt eine Botschaft der Hoffnung und Zuversicht gegeben."
Rettungsjubel macht sogar aus Chile und Bolivien Freunde
Sogar die seit dem Salpeterkrieg am Ende des 19. Jahrhunderts zerrütteten Beziehungen zwischen Chile und Bolivien scheint die Freude über die Rettungsaktion vorübergehend zu kitten. Chiles Präsident Sebastian Pinera winkte doch tatsächlich mit einem bolivianischen Fähnchen in die Kameras, als Carlos Mamani, der einzige Bolivianer unter den 33 Minenarbeitern, um 8.08 Uhr MESZ der Rettungskapsel "Fenix 2" entstieg. Auch Boliviens Präsident Evo Morales reiste an, um Mamani später im Krankenhaus zu besuchen. Gemeinsam mit Pinera trat er auch vor die TV- Kameras.
Die bolivianische Zeitung "Los Tiempos" feierte am Mittwoch die chilenische Ingenieurskunst. Die Rettung Mamanis sei das Symbol einer neuen Einheit zwischen beiden Ländern (die aber im Grunde seit Jahrzehnten keine diplomatischen Beziehungen unterhalten). Aber auch wenn Evo Morales dem Geretteten ein Haus und eine Arbeit in seinem Heimatland versprochen hat, ist sich Mamanis Frau Veronica Quispe gar nicht so sicher, ob sie überhaupt zurück wollen. Sie betonte an der Seite Pineras vor dem Bohrloch: "Wir sind ganz Chile dankbar, niemand hat uns aufgegeben."
Nervenaufreibendes Hoffen und Bangen
Die kleine Gold- und Kupfermine San Jose am Rande von Copiapo in der Atacama- Wüste war Anfang August eingestürzt. Nachdem von den 33 verschütteten Bergleuten zunächst jedes Lebenszeichen fehlte und die Regierung die Hoffnung schon fast aufgab, wurden sie nach gut zwei Wochen lebend geortet - in einer Tiefe von rund 700 Metern. Seitdem wurde mit mehreren Bohrern an einem Rettungsschacht gearbeitet.
Der Rettungsaktion am Mittwoch war ein nervenaufreibendes Hoffen und Bangen vorausgegangen. Der Einsatz wurde wegen zusätzlich notwendiger Installationen und Tests zunächst um zwei Stunden verschoben. Bei der ersten unbemannten Testfahrt wurde die vier Meter lange Kapsel zudem leicht beschädigt. Nach mehreren Leerfahrten zum Testen der Kapsel war dann eine Einsatzkraft zu den Kumpeln hinabgefahren. Manuel Gonzalez hatte sich vor Fahrtantritt einen Spezialanzug angezogen und eine Sauerstoffmaske übergestreift. Von den Grubenarbeitern wurde er mit Applaus empfangen. Danach scharten sie sich um ihn, um seinen Anweisungen für die Rettungsaktion zuzuhören.
Motto: "Die geistig Fittesten zuerst"
Die Reihenfolge, in der Grubenarbeiter aus dem eingestürzten Bergwerk gebracht wurden, war zuvor von der Einsatzleitung festgelegt worden. Dabei galt der Grundsatz, zunächst "die geistig Fittesten" an die Erdoberflache zu holen, die auf eventuell auftretende Probleme in der Kapsel reagieren können. Danach sollten die Schwächsten und am Ende die körperlich Stärksten folgen.
Nach ihrer Rettung durften die Bergarbeiter zunächst jeweils bis zu drei Angehörige in ihre Arme schließen. Sie wurden von Ärzten an Ort und Stelle untersucht und dann für einen ausführlichen medizinischen Check ins Krankenhaus geflogen. Der Gesundheitszustand der bisher geretteten Kumpel war nach Angaben der chilenischen Regierung zufriedenstellend. Zwei Arbeiter benötigen jedoch in den nächsten Tagen Zahn- Operationen. Bei ihnen seien "relativ schwere Infektionsherde" im Zahnraum diagnostiziert worden, die OPs müssten möglicherweise unter Vollnarkose durchgeführt werden. Die meisten anderen Arbeiter können aber voraussichtlich schon ab Donnerstagnachmittag entlassen werden. "Es hat keine Überraschungen gegeben", sagte der Gesundheitsminister.
Spezial- Seilwinde von steirischer Firma
Die wohl spektakulärste Rettungsaktion in der Geschichte des Bergbaus in der Atacama- Wüste lauft übrigens unter österreichischer Beteiligung. Die Spezial- Seilwinde, mit der die Rettungskapseln nach unten und oben bewegt werden, wurde von einer steirischen Firma zur Verfügung gestellt (siehe Bericht in der Infobox).
"Es lebe Chile, Scheiße!"
Um 0.10 Uhr (5.10 Uhr MESZ) war der erste Kumpel unversehrt der Rettungskapsel entstiegen. Den spektakulärsten Auftritt legte Bergmann Mario Sepulveda hin, der als Zweiter um 1.09 Uhr Ortszeit emporgezogen wurde. Der wegen seiner ausführlichen Video- Berichte aus dem steinernen Gefängnis auch "El Periodista" ("Der Journalist") genannte Arbeiter, trat kurz nach seiner Rettung zum Interview vor die Kameras - und gab sich bescheiden. "Wir sind keine Stars, wir sind nur Bergleute", ließ er die Welt wissen.
Schon sein Ausstieg aus der Kapsel war emotional. Zunächst umarmte Mario Sepulveda seine Frau Katty, dann Pinera und schrie "Es lebe Chile, Scheiße!" in die Nacht. "Ich war bei Gott, ich war beim Teufel, sie kämpften um mich, Gott hat gewonnen", erklärte er. Artig bedankte er sich bei den Rettern: "Die Helfer, Ärzte und Psychologen gaben uns unser Leben zuruck." Zwar feiern die Chilenen die Verschütteten, die 69 Tage unter der Erde ausharrten, als Helden. Doch davon will Sepulveda nichts wissen. "Wir sind keine Stars, sondern nur Bergleute."
Dann stimmte Sepulverda ein Loblied auf seinen Berufsstand an: "Wir sind nicht mehr die Kumpel von vor 150 Jahren. Wir sind gebildet und vorzeigbar." Wichtig sei nun aber, dass sich etwas an den Arbeitsbedingungen der Bergleute in Chile andere. "So, wie es bisher lief, kann es nicht weitergehen", sagte er in Anspielung auf die schlechte Bezahlung und die miserablen Bedingungen unter Tage.
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