Geschrieben von Spider am 04.04.2008 um 20:11:
Erste Masern-Verdachtsfälle in Wien gemeldetDie Masern-Epidemie greift nun offenbar auf Wien über: Laut der zuständigen Magistratsabteilung 15 leidet eine 34-jährige Wienerin, die den Osterurlaub mit ihrer Familie im Salzburger Lungau verbracht hat, an einem "masernähnlichen Hautausschlag". Dieser wird derzeit abgeklärt, heißt es. Auch eine 20-jährige Salzburgerin wurde zur "Abklärung einer etwaigen Masernerkrankung" in einem Wiener Spital aufgenommen. In Oberösterreich droht indes eine massive Ausbreitung der Epidemie, nachdem die Erkrankung eines jungen Burschen bekannt wurde, der während der Inkubationszeit an einer Feier mit über 100 Gästen aus ganz Österreich teilnahm.
In beiden Wiener Verdachtsfällen habe die MA 15 sofort nach Bekanntwerden die vorgesehene Umgebungsuntersuchung eingeleitet, hieß es am Freitag. Dies bedeutet, dass bei Personen, die mit der Erkrankten im Kontakt waren, der Impf-Status erhoben und bei Bedarf eine Impfung empfohlen wurde.
"Bei den Erkrankten handelt es sich um einzelne Verdachtsfälle", versicherte die Leiterin der MA 15, Landessanitätsdirektorin Karin Spacek. In den Wiener Schulen werden derzeit die Schüler der 1. Schulstufe kostenlos gegen Masern geimpft. Spacek appellierte an die Erziehungsberechtigten, dieses Angebot zu nützen.
Weitere Fälle in Oberösterreich bekannt geworden
Die von der oberösterreichischen Gesundheitslandesrätin Silvia Stöger (SPÖ) befürchtete Ausweitung der Masern-Epidemie ist eingetreten. Freitagnachmittag wurden drei weitere Erkrankungsfälle bekannt, wie ihr Büro mitteilte.
Betroffen sind eine Schülerin und ein Schüler im nahe der Grenze zu Salzburg gelegenen Munderfing (Bezirk Braunau) sowie ein Schüler in St. Georgen im Attergau. Wie die Ansteckung erfolgte, war zunächst noch unklar. Aber in allen drei Fällen gab es einen Kontakt mit Salzburg - einen Verwandtenbesuch beziehungsweise eine Behandlung. Die Behörden haben alle notwendigen Maßnahmen, darunter die Verständigung von Kontaktpersonen der Erkrankten in die Wege geleitet.
Kurz zuvor hatte Stöger in einer Presseaussendung informiert, dass ein Masern-Fall in Linz bekannt geworden sei. Die Anstreckung des betroffenen Burschen erfolgte vermutlich bei einer Veranstaltung in Salzburg. "Alarmierend" sei, dass der erkrankte Bursch während der Inkubationszeit an einem Event in Linz mit mehr als 100 Personen aus ganz Österreich teilgenommen habe, so Stöger. Zudem habe der Bursch einen Tag vor dem Ausbruch der Masern eine neue Arbeit angetreten.
Anhand der Teilnehmerliste der Veranstaltung in Linz werde derzeit versucht, die betroffenen Personen zu informieren. "Im Umfeld des Arbeitsplatzes des erkrankten Linzers wurden seitens der Gesundheitsbehörde alle Maßnahmen zur Eruierung des Gefährdungspotenzials und zur Vermeidung einer Krankheitsausbreitung gesetzt", betonte die Landesrätin.
Nicht geimpfte Kinder vom Unterricht ausgeschlossen
Auch die Stadt Salzburg, in der die Epidemie ausgebrochen war, geht nun massiv gegen die Masern-Epidemie vor. Magistrat und Schulbehörde haben erste Schüler, die nicht geimpft waren oder eine Impfung verweigerten, vom Unterricht ausgeschlossen. Seit Freitag wird an allen Mittelschulen, Haupt- und Volksschulen der Stadt sowie an allen Kindergärten und öffentlichen Hort-Einrichtungen der Impf-Status der Kinder überprüft: Ohne Stempel im Impf-Ausweis müssen die Kinder zuhause bleiben.
176 Erkrankungen in Salzburg
Neben den Schulärzten werden die Betriebsärzte auch das Schulpersonal unter die Lupe nehmen. Neue Masern-Fälle wurden aus der Volksschule Aigen, der HAK I, dem BORG und der Heinrich-Salfenauer-Schule in Schallmoos gemeldet. Voraussichtlich auch noch nächste Woche geschlossen bleibt die Rudolf-Steiner-Schule, Ausgangspunkt der Epidemie. Bis Donnerstagnachmittag wurden aus Salzburg 176 Erkrankungen gemeldet.
Die Entscheidung über den befristeten Schulverweis liegt bei der Epidemie-Behörde des Magistrates. Doch auch rund um Salzburg sind Schulen von sich aus dazu übergegangen, vorsorglich den Impf-Status der Kinder zu erheben. Weil auch aus Salzburger Betrieben Masernfälle gemeldet werden, appelliert Dr. Haybäck, Chef des Amtes für öffentliche Ordnung, an die Betriebsärzte, vorsorglich den Impf-Status zu kontrollieren: "Damit wir notfalls schneller reagieren können."
Ansturm auf die Blutlabors
In der Stadt Salzburg hat in den letzten Tagen ein Ansturm auf die Blutlabors eingesetzt, weil sehr viele Menschen testen wollen, ob sie gegen die Krankheit immun sind. Dies kann mit dem sogenannten Titer-Test festgestellt werden. In der einzigen niedergelassenen Labor-Gemeinschaft der Landeshauptstadt kamen am Donnerstag rund 300 Menschen zum Bluttest, wie einer der beiden Leiter, Hans Richter, schilderte. Auch am Freitag hielt der Patienten-Ansturm an.
